Multiple Sklerose – was ist das?

Multiple Sklerose (MS) ist eine autoimmune, chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, welche Gehirn und Rückenmark betrifft und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. MS tritt meist in Schüben auf und kann unterschiedlich verlaufen. Vorübergehende Empfindungsstörungen, einseitige Sehstörungen, Doppelbilder und Lähmungserscheinungen sind die häufigsten Frühzeichen.
Multiple Sklerose ist nicht ansteckend, und hat nichts mit der ähnlich klingenden ALS zu tun. Auch das verbreitete Vorurteil, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, ist nicht richtig.

Wie häufig ist MS?

MS ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankung des jungen Erwachsenenalters. In Österreich leben rund 13.500 Betroffenen. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, wobei Frauen etwa dreimal so häufig betroffen sind wie Männer. Die Erkrankung ist in Afrika selten und in Nordeuropa und den USA wesentlich häufiger anzutreffen.

Was ist der Auslöser von MS?

Die genaue Ursache ist unklar allerdings scheint nach neuesten Erkenntnissen eine frühere Infektion durch Herpesviren insbesondere das Epstein-Barr-Virus (EBV) ein relevanter Risikofaktor zu sein.

Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das eigene Immunsystem, dessen eigentliche Aufgabe ja die Abwehr von Infektionen darstellt, fälschlicherweise gegen bestimmte Strukturen des eigenen zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) gerichtet wird und dadurch dort eine Entzündung verursacht.

Ist jemand anderer in der Familie an MS erkrankt erhöht dies das Risiko selbst eine MS zu entwickeln. Auch tritt Multiple Sklerose in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankung etwas häufiger auf. Prinzipiell ist MS aber nicht erblich.

Was sind die ersten Anzeichen und Symptome bei Multipler Sklerose?

Sensibilitätsstörungen (30–40%)

Typischerweise kommt es über Nacht oder innerhalb weniger Tage zu Kribbeln, Taubheitsgefühl, Überempfindlichkeit der Haut oder einer Temperaturmißempfindung in einer oder mehr Extremitäten. Diese beginnt meist an Händen oder Füßen und breitet sich manchmal nach oben aus glglt. mit Übergang auf den Rumpf und die andere Körperseite.

Lähmungserscheinungen, Gangstörung (30–40%)

Die Lähmungserscheinungen können von leichter Beeinträchtigung (Ungeschicklichkeit oder Stolpern beim Gehen oder Laufen, Ermüdbarkeit, Schweregefühl, Steifigkeitsgefühl der Beine) bis zu hochgradiger Lähmung reichen.

Sehstörungen (15–20%)

Es kommt rasch oder langsam überwiegend auf nur einem Auge zu einem Nachlassen der Sehschärfe mit Störung des Farbensehens (vor allem kräftige Farben wie Rot wirken deutlich blasser) und Schmerzen bei Augenbewegungen. Man spricht dann von einer Sehnerventzündung oder auch Retrobulbärneuritis oder Opticusneuritis.

Hirnnervensymptome (10–15%)

Typische Symptome sind Doppelbilder, sensible Störung im Gesicht oder Trigeminusneuralgie. Auch Schwindel kann isoliert oder mit anderen Hirnstammsymptomen auftreten.
Bei Doppelbildern kann manchmal eine Internukleäre Ophthalmoplegie (INO) vorkommen. Dabei ist eine bestimmte Stelle im Hirnstamm von MS betroffen.

Fatigue (abnorme Ermüdbarkeit)

Kann ein Initialsymptom sein tritt aber überwiegend später im Verlauf auf.
Selten liegen bei Krankheitsbeginn Kleinhirn-Symptome (Koordinationsstörung beim Gehen oder Greifen), Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung (häufiger Harndrang mit Restharnbildung) und kognitive Beeinträchtigungen vor.

Wie verläuft MS?

Bei etwa 90% besteht ein schubförmiger Verlauf, man spricht dann von schubförmig remittierender MS. D.h. es kommt zum Auftreten von Symptomen der Erkrankung die sich in den meisten Fällen spontan oder nach Therapie über einige Wochen oder Monate wieder zurückbilden. Bei schwer verlaufenden Schüben können Restsymptome übrigbleiben vor allem wenn das Rückenmark betroffen ist.
Manchmal kommt es nach Jahren oder Jahrzehnten zu einem sogenannten sekundär progredienten Verlauf. Es kommt dabei ohne oder mit zusätzlichen Schüben zu einer stetigen Verschlechterung von MS-Symptomen.
Bei circa 10% der Betroffenen besteht von Beginn an (ohne Schübe) eine fortschreitende neurologische Symptomatik sehr häufig zunächst eine Lähmung an den Beinen manchmal auch mit anderen Symptomen. Man spricht von einer primär progredienten MS. 

Wie wird MS diagnostiziert?

Sollten obige Symptome auftreten ist der Neurologe/die Neurologin erster Ansprechpartner. Unsere Ordination ist zertifiziertes MS-Zentrum der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie. 

Zunächst wird der Neurologe nach eingehender Anamnese eine genaue neurologische Untersuchung vornehmen um bislang eventuell nicht aufgefallene Symptome zu erfassen. Danach wird eine zeitnahe Magnetresonanztomografie (MRT) von Schädel und Halswirbelsäule (HWS) erfolgen. 

Wenn die Symptomatik recht eindeutig für MS spricht, die Symptome erst kurz bestehen oder sich weiter ausbreiten kann es sein, dass der Neurologe gleich eine Schubtherapie empfiehlt. Diese hat das Ziel die Dauer des Schubes zu verkürzen und erfolgt meist mit Cortison in hoher Dosis als Infusion über 3-5 Tage oder neuerdings auch mit Cortisontabletten ebenfalls für 5 Tage.

Zusätzlich wird der Neurologe eine Lumbalpunktion (Untersuchung der Hirnflüssigkeit) empfehlen. Diese muss im Spital erfolgen kann aber in der Regel ambulant durchgeführt werden. Die Lumbalpunktion (LP) umgangssprachlich auch „Kreuzstich“ genannt ist vor allem wichtig zu Beginn der Erkrankung wenn z.B. das MRT noch unauffällig sein kann oder eine isolierte Sehnerventzündung vorliegt, in der wichtigen Abgrenzung zu anderen Erkrankungen welche insbesondere im MRT ähnlich aussehen können wie MS und zur prognostischen Abschätzung des Krankheitsverlaufes. Im Regelfall muss eine LP nur einmalig durchgeführt werden. Es werden in der Hirnflüssigkeit neben Entzündungszellen auch spezifische MS-Marker wie oligoklonale Banden (OKB) und Kappa-Freie-Leichtketten (KfLc) bestimmt. Im Rahmen dessen werden meist auch noch spezielle Laborparameter erhoben um andere Autoimmunerkrankungen oder Erkrankungen aus dem Formenkreis der MS wie NMO (Neuromyelitis optica) oder Anti-MOG-Erkrankungen auszuschließen oder bei Verdacht zu bestätigen.

In manchen Fällen werden noch andere Untersuchungen durchgeführt wie Visuell evozierte Potentiale (VEP) eine spezielle Funktionsuntersuchung des Sehnerven und Somatosensorisch evozierte Potentiale (SEP) eine Untersuchung der elektrischen Leitfähigkeit von Gehirn und Rückenmark.

Zusätzlich ist nach aktuellen Leitlinien auch eine OCT-Untersuchung beim Augenarzt empfohlen um eine eventuelle Schädigung des Sehnerven besser einschätzen zu können.

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